Ep. 42 - Der moralische Kompass
Shownotes
Die Folge hätte genauso gut heißen können „Tönnies yes, yes, yes…“ oder „Patrick KiKs Ass“, aber die Redaktion hat sich für die konservative Variante entschieden. So what?! Also: Was haben der sympathische Textil-Discounter KiK und die Kirche gemeinsam? Beide kennen sich mit der Ausbeutung von Kindern bestens aus. Und so ist es auch nur konsequent, dass eines der seltenen Interviews von Kik-CEO Patrick Zahn ausgerecht in der ZEIT-Beilage Christ und Welt erschienen ist. Auf die Frage, ob er einen ethischen Grundsatz hätte, antwortet Zahn, dass er mit gutem Gewissen ins Bett gehen wolle. Und dass ist doch mehr als nur schön, dass der Patrick das kann. Denn wie schon so oft in diesem Podcast gepredigt, geht es im Neoliberalismus doch schließlich um das Gefühl hinter den Dingen und nicht darum, ob man Fabrikarbeitern in Bangladesch oder Pakistan einen existenzsichernden Lohn zahlt. Was der Patrick im übrigen ja gerne tun würde, nur sind ihm die Hände gebunden, weil ihm die Fabriken ja nicht gehörten und er deswegen leider so gut wie keinen Einfluss auf die Löhne hätte. Er ist offensichtlich nur Opfer der örtlichen Tarifparteien, und die Täter-Opfer-Umkehr ist ja bekanntlich eines der wichtigsten Grundprinzipien in der neoliberalen Welt. Umso glücklicher kann man sich als Wirtschaftspodcast schätzen, dass dieses Prinzip offensichtlich auch endlich bei deutschen Intellektuellen Einzug erhalten hat, und in einem offenen Brief an den Bundes-Olaf hervorragend umgesetzt wurde. Schließlich wollen ja auch die Schlauen abends beruhigend ins Bett gehen können. Genau wie Clemens Tönnies, dem sympathischen Fleischproduzenten aus Rheda-Wiedenbrück. Aber wie man mit ein bisschen Re-Framing aus dem vermeintlichen Loser einen echten Winner macht, ist für die beiden Wirtschafts-Hallodris nur eine kleine Fingerübung. Wem dabei der moralische Kompass verloren geht, muss sich nicht sorgen. Denn schließlich weiß Google ja immer, wo genau wir gerade stehen. Nachti, Nachti… Herr Zahn! Und liebe Alice, dir auch!
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